letzte Aktualisierung: 7. Januar 2015
- Historische Hoch- und Niederräder bei der 2. RETROPEDAL
- Insgesamt 300 Radler beim RVO am Start
Von J. Nöll
Die Wettervorhersage für den Veranstaltungstag verhieß nichts Gutes und alle Hoffnungen, bei dem Wetterbericht möge es sich doch um einen Irrtum handeln, waren vergebens: schon am frühen Morgen regnete wie aus Eimern und es gab den ganzen Tag nur wenige kurze Unterbrechungen.
Und dennoch: Die Hochrad-Fahrer des RV Opel saßen am Sonntagmorgen bei der "RETROPEDAL" stilecht mit Zylinder und Gehrock im Sattel, mochte es auch in Strömen gießen. Zum zweiten Mal richtete der Rüsselsheimer Radsportverein, Mitglied im VFV, das Treffen für historische Fahrräder aus, deren Start und Ziel sich an der Helen-Keller-Schule im Stadtteil Königstädten befand.
Zur RTF und RETROPEDAL starteten rund 300 Radler. Hier standen Etappen von 41, 78, 111 und 152 Kilometer Länge zur Auswahl. Zugelassen für den historischen Wettbewerb waren klassische Rennräder bis Baujahr 1982. Mit dabei, zahlreiche der legendären „ZR3“-Rennrädern von Opel aus den 20er Jahren. Auch Klaus Peter Thaler, in den 1970er und 1980 Jahren das Idol einer ganzen Radsport-Generation, ging bei der RETROPEDAL an den Start. Als Weltmeister Querfeldein Amateure 1973/1976, Weltmeister Querfeldein Profis 1980/1985/1987, 16-facher Deutscher Meister und mehrfacher Etappensieger der Tour de France ist Thaler noch immer dem Radsport verbunden. Mit seinem OPEL ZR3 Rennrad aus dem Jahre 1927 nahm er eine der Etappen durch Ried und Odenwald "erfolgreich unter die Räder".
Der zweite Teil der historischen Veranstaltung bestand aus einer geführten Tour für Fahrräder bis Baujahr 1952. Vom Rüsselsheimer OB Burghardt auf die Reise geschickt, wurden sie in Groß-Gerau von Bürgermeister und Landrat empfangen. Hier fanden sich klassische Tourenräder ebenso ein wie diverse Nachbauten von Hochrädern. Das faszinierende Feld von zumeist authentisch gekleideten Fahrern und Fahrerinnen zog trotz anhaltenden Regens die Neugier vieler Passanten auf sich.
Mit der RETROPEDAL erinnert der RV Opel 1888 auch an die einstige Bedeutung der Rüsselsheimer Marke, die ab 1927 weltgrößter Fahrradhersteller war. Seinerzeit wurden Rüsselsheimer Zweiräder in mehr als 50 Länder exportiert. Technisch hat sich seither viel verändert, sagt Opel-Fahrrad-Experte Jürgen Nöll: So habe sich beispielsweise das Gewicht eines Hochleistungs-Rennrades von 1927 bis heute um rund die Hälfte reduziert. Der Wandel von den riesigen Hochrädern zum Niederrad mit gleich großen Rädern ist noch augenfälliger. Andererseits waren grundlegende technische Faktoren wie Rahmengeometrie und die Anordnung wichtiger Bedienelemente bereits vor rund 100 Jahren auskonstruiert. Auf den ersten Blick lassen sich deshalb vor allem viele historische Tourenräder nicht immer als Oldtimer erkennen.
Umso begeisterter zeigten sich bei der zweiten RETROPEDAL des RV Opel die Betrachter der Zweirad-Klassiker denn auch, wenn sie von den Besitzern die feinen historischen Details erläutert bekamen – die reichten von den prächtigen Markenzeichen an Schutzblech, Lenkkopf und Werkzeugtasche bis zu den ins Kettenblatt gefrästen Wappen der Herstellerfirma.Angst vor Schäden durch die Witterung hatten die Teilnehmer der RETROPEDAL am Sonntag nicht. Zwar ist es heute oft schwierig, bestimmte Ersatzteile für die Oldtimer zu beschaffen. Aber wer sein Rad gut schmiert und pflegt, der kann auch mit einem 80 Jahre alten Klassiker problemlos durch den Regen fahren, bestätigten die Liebhaber historischer Zweiräder.